Noch ist Sommer und kein Herbst. Und
so wandern die Gedanken in längst vergangene Sommer, in denen wir ans Meer
fuhren. An Feldern, wilden Kaktusfeigen und Weiden vorbei. Darauf sonnten sich
schwarze Büffel. «Da kommt die Mozzarella her, die echte», erklärten uns die
Eltern. Ein Wunder – un miracolo. Wie konnten aus diesen mächtigen, schwarz
befellten Tieren so hübsche, schneeweiss glänzende Mozzarellakugeln entstehen?
Immer erwischte mich beim Vorbeifahren ein Büffel, der mir unverblümt und
direkt in die Augen blickte. Pechschwarze Augen. Natürlich ass ich damals keine
Mozzarella. Doch der Gedanke an ihre wundersame Entstehung faszinierte mich und
trug mich weiter bis zur Wegkreuzung, an der mein Vater stets den gleichen Satz
sagte: «Wer zuerst das Meer sieht, hat gewonnen!» Solange meine sechs Jahre
ältere Schwester mitfuhr, gewann ich nie. Ich habe trotzdem mitgespielt und
einfach gewartet, bis meine Schwester endlich rief: «Ich sehe es! Das Meer!»
Ich aber hatte das Meer längst ... gerochen. Schon bei den Kaktusfeigen und den
Büffeln. «Das zählt nicht!» rief meine Schwester aufgebracht, als ich es einmal
sagte. «Man muss das Meer sehen.» Nein, muss man nicht. Man kann es auch
riechen. Jederzeit und überall. Sogar in der Stadt. Auch in Zürich.