Meine Seele ist
eine Fahrende. Eine Zigeunerin, eine Wahrsagerin. Lagerfeuer, Geigenklänge,
sternklare Nächte, staubige Landstrassen. Kesselflicker und Scherenschleifer. Klirrende
Kälte und unerträgliche Hitze. Rote Mohnblumen im Haar. Noch nie einen Baum
gepflanzt. Weiterziehen. Weiterziehen. Abschied nehmen. Rastlos nach Wurzeln suchen.
Dies ist eine Art Tagebuch über mein Leben als Seconda in der Schweiz. Mit Abstechern in die Vergangenheit, Gedanken und Erlebnissen zu Identität und Heimat. Ein Tanz zwischen den Kulturen, der manchmal auch auf Reisen stattfindet.
Donnerstag, 24. Juli 2014
Donnerstag, 3. Juli 2014
Du bisch Italiener wenn... Sei italiano se...
Seit
sich mir eines Sonntagabends im Mai die Italianità sozusagen unverhofft vor die
Füsse geworfen hat, und diese seither kaum mehr von meiner Seite weicht, bekomme
ich auf FB Gruppenbeitrittsvorschläge, über die ich mich sehr amüsiere. Damit
alle wissen, in welchem Gemütszustand ich mich gerade befinde sei an dieser Stelle
erwähnt, dass ich seit besagtem Sonntagabend im Mai bis zum heutigen Tag schon
ungefähr so viel gelacht habe wie vielleicht früher in einem ganzen halben
Jahr. Dies zur allgemeinen Info. Zurück zu den Gruppenvorschlägen, die «Single
a Zurigo e dintorni», «Italiani a Zurigo», «Italiani nel Mondo!», «Fashion Is
Passion», «La Notte» und eben «Du bisch Italiener wenn... Sei italiano se...»
heissen. Ich entscheide mich aus mir selber noch schleierhaften Gründen für
letztere Gruppe, trete ihr bei und nach ein paar Stunden auch gleich wieder
aus. Hätte die Gruppe nicht rund 11'000 aktive Mitglieder (Betonung auf
«aktive») wäre ich vielleicht noch ein paar Stunden länger geblieben. Die
Frauen heissen entweder Genny, Nensi, Giusi, Debora oder Alessia. Die Männer
Ivan, Diego, Fabjo, Gerry oder Ken. Wirklich wahr. Sie schreiben sich auch so. Ehrenwort.
Ach und die meisten Profilfotos sind photogeshoppt. Aber schauen wir doch, was in der
Gruppe «Du bisch Italiener wenn... Sei italiano se...» so ausgetauscht wird. Am
Morgen begrüsst man sich und wünscht einander (11'000 aktive Gruppenmitglieder!)
einen schönen Tag. Fein. So um die Mittagszeit herum, insbesondere an einem
Sonntag, teilt man einander mit, was man gerade gegessen hat oder essen wird.
Zwischendurch gibt man Fussballkommentare ab. Ja, doch. Kann man machen. Bietet
sich ja auch gerade so schön an. Die, die nichts essen und auch kein Fussball
gucken berichten lustige Dinge über ihre lustigen Kinder. Und die kinderlosen, aber
nicht nur die, stellen Ferienfotos vom Strand ins Netz, auf denen primär die primären und
sekundär auch die sekundären Geschlechtsmerkmale zu sehen sind. Sofern diese einigermassen
vorzeigbar sind. Leider aber auch wenn sie es nicht sind. Verhüllt natürlich!
Was denkt ihr wieder! Sexy muss es doch sein! Ein Wort, das ich meines Wissens
im letzten Schulklassenlager aktiv verwendet habe. Was nun auch schon eine ganze Weile her ist. Seit jenem Abend im Mai ist aber
«sexy» – genauso unverhofft wie die Italianità – wieder aktiv in meinem
Wortschatz aufgetaucht. Das Ganze von einem heftigen Lachanfall begleitet. Ja,
danke, es geht mir gut. Ich muss mich einfach selber noch ein bisschen daran
gewöhnen.
Abonnieren
Posts (Atom)