Freitag, 22. Februar 2013

Reisen ist auch eine Suche nach Identität I


Sich fremd oder heimatlos fühlen kann auch kreativ und befreiend wirken. Nichts ist von vornherein festgelegt. Man kann sein wer man will.

Erinnerungen an eine Reise durch Südvietnam.

Papayastücke mit wilder Minze.
Wassermelonenschnitze mit frischem Ingwer.
Drachenfrucht mit Vanille.
Mond im Bett.
Schneeblüten.
Mangokerne.
Wasserbambus.
Liebespavillon.
Eine Pagode und eine Gebetsglocke.
Wind aus dem Meer.
Reispapier.
Jadegrün.

Dienstag, 12. Februar 2013

Corpo Celeste


So hiess der Film von Alice Rohrwacher, der vor gut einem Jahr im Kino lief. Ein Film über die Mühen des Erwachsenwerdens eines dreizehnjährigen Mädchens, das nach zehn Jahren in der Schweiz mit den Eltern und der älteren Schwester wieder zurück nach Süditalien geht, um dort zu leben. Die ganze Geschichte dreht sich um den Religionsunterricht, den Marta nun besuchen muss, um gefirmt zu werden.
Der Film zeigt keine besonders schönen Bilder und auch keine sonnige Italianità, wie wir sie gerne haben. Doch Marta, die Hauptdarstellerin des Films, wird unglaublich zart gezeichnet und berührt ohne viele Worte.
Das Highlight meiner eigenen Firmung war, dass ich mir aus unserer Verwandtschaft eine italienische Firmpatin aussuchen durfte. Sie wohnte in Rom, arbeitete bei der Familie des Bruders von Marcello Mastroianni als Kindermädchen und kam extra für mich mit dem Nachtzug nach Basel angereist. Sie roch nach Parfüm, kleidete sich anders als wir und war von einer besonderen Aura umgeben, die mich faszinierte. Sie hat dem ganzen Anlass einen gewissen Glamour verliehen. Ich selber habe an diesem Tag nicht viel geredet, auch nicht mit ihr. Mir reichte es, sie zu beobachten und in ihrer Nähe zu sein.
Obwohl das anschliessende Familienfest wegen mir und meiner Firmung organisiert worden war, wurde es ein Fest für Erwachsene. Ich befand mich damals, wie alle anderen in meinem Alter, in einer Art Zwischenwelt. Wir waren eindeutig keine Kinder mehr, aber auch noch lange nicht erwachsen. Auch wenn uns der Religionsunterricht die Firmung als eine Art Eintrittsticket in die Erwachsenenwelt verkaufte.
Ich genoss die Anwesenheit meiner Firmpatin sehr. Doch etwas hat mich mit der Zeit gestört. Ihr dauerndes Feststellen, dass hier in der Schweiz alles so anders ablaufe als in Italien. In ihrem Feststellen lag eine unausgesprochene Wertung. Und an dem Tag kam für mich zum ersten Mal bewusst die Frage auf, zu welchem Land ich eigentlich gehörte. Eine grosse Frage, die sich unbehaglich und schwierig anfühlte.
Als meine Firmpatin nach ein paar Tagen wieder abreiste und wir sie am Bahnhof verabschiedeten, wirkte sie plötzlich nicht mehr so anziehend auf mich. Und ich hatte einen ersten Schritt in die Erwachsenenwelt getan.