So hiess der
Film von Alice Rohrwacher, der vor gut einem Jahr im Kino lief. Ein Film über
die Mühen des Erwachsenwerdens eines dreizehnjährigen Mädchens, das nach zehn
Jahren in der Schweiz mit den Eltern und der älteren Schwester wieder zurück
nach Süditalien geht, um dort zu leben. Die ganze Geschichte dreht sich um den
Religionsunterricht, den Marta nun besuchen muss, um gefirmt zu werden.
Der Film
zeigt keine besonders schönen Bilder und auch keine sonnige Italianità, wie wir
sie gerne haben. Doch Marta, die Hauptdarstellerin des Films, wird unglaublich
zart gezeichnet und berührt ohne viele Worte.
Das
Highlight meiner eigenen Firmung war, dass ich mir aus unserer Verwandtschaft eine
italienische Firmpatin aussuchen durfte. Sie wohnte in Rom, arbeitete bei der
Familie des Bruders von Marcello Mastroianni als Kindermädchen und kam extra
für mich mit dem Nachtzug nach Basel angereist. Sie roch nach Parfüm, kleidete
sich anders als wir und war von einer besonderen Aura umgeben, die mich faszinierte.
Sie hat dem ganzen Anlass einen gewissen Glamour verliehen. Ich selber habe an
diesem Tag nicht viel geredet, auch nicht mit ihr. Mir reichte es, sie zu
beobachten und in ihrer Nähe zu sein.
Obwohl das
anschliessende Familienfest wegen mir und meiner Firmung organisiert worden war,
wurde es ein Fest für Erwachsene. Ich befand mich damals, wie alle anderen in
meinem Alter, in einer Art Zwischenwelt. Wir waren eindeutig keine Kinder mehr,
aber auch noch lange nicht erwachsen. Auch wenn uns der Religionsunterricht die
Firmung als eine Art Eintrittsticket in die Erwachsenenwelt verkaufte.
Ich genoss
die Anwesenheit meiner Firmpatin sehr. Doch etwas hat mich mit der Zeit gestört.
Ihr dauerndes Feststellen, dass hier in der Schweiz alles so anders ablaufe als
in Italien. In ihrem Feststellen lag eine unausgesprochene Wertung. Und an dem
Tag kam für mich zum ersten Mal bewusst die Frage auf, zu welchem Land ich
eigentlich gehörte. Eine grosse Frage, die sich unbehaglich und schwierig anfühlte.
Als meine
Firmpatin nach ein paar Tagen wieder abreiste und wir sie am Bahnhof
verabschiedeten, wirkte sie plötzlich nicht mehr so anziehend auf mich. Und ich
hatte einen ersten Schritt in die Erwachsenenwelt getan.