Sonntag, 15. September 2013

Wie in Manila



Vor einigen Jahren las ich einen Artikel über Manila. Das sei weltweit die Stadt, in der sich die Menschen am häufigsten SMS-Nachrichten schicken. Weiter las ich, dass diese Abertausende von Nachrichten, die dort täglich ausgetauscht werden, bloss aus einem lächelnden Smiley bestehen. Sonst nichts. Das bedeutet dann so viel wie: «Hey, ich habe grad in diesem Moment an dich gedacht!» Und die Person, die so eine Nachricht bekommt, lächelt zurück: «Hey, schön, dass du an mich gedacht hast!» Und so weiter und so fort. Faszinierend. Seit der Lektüre dieses Artikels ist einige Zeit vergangen. Die Faszination ist geblieben. Doch Zürich ist nicht Manila. Und das hat verschiedene Gründe. Wir denken nämlich, eine SMS-Nachricht müsse einen Sinn haben. Müsse sich lohnen. Schliesslich bezahlen diejenigen, die kein monatliches All-inclusive-Package abonniert haben, immer noch 20 Rappen pro Kurznachricht. Da will man bei 160 Zeichen inklusive Leerschläge effizient sein. Die Tage vergehen und man denkt hie und da an X, an Y und auch an Z. Doch man wartet. Bis man einen triftigen Grund für eine intelligente Nachricht von 160 Zeichen inklusive Leerschläge gefunden hat. Alles andere wäre emotional übertrieben. Und finanziell sowieso. Man denkt ja ständig an jemanden. Ich glaube aber, ein Lächeln auf das Gesicht eines anderen Menschen zu zaubern, ist unbezahlbar und macht immer Sinn. Und deshalb bin ich für mehr Empathie im Leben: Spread your love!