Dienstag, 29. Oktober 2013

Ein Nachmittag in Basel


Vom Bahnhof mit der Strassenbahn durch die Stadt bis nach Riehen in die Fondation Beyeler. Am Messeplatz muss ich umsteigen. Auf die vertraute Nummer 6, die uns im Sommer ins Freibad oder in den nahen Wald fuhr. Übergang von Stadt zu Stadtrand. Vorbei an Wohnblocks, Schrebergärten, Einfamilienhäusern. Ganz weit rechts, das damals neu erbaute Gymnasium, in das wir vom Kleinbasel eingeschult wurden. Mein Vater hatte mitgebaut. Als Kranführer. Wir waren eine wilde Mischung aus Secondas und Secondos sowie Söhne und Töchter gutbürgerlicher Familien aus Riehen und Bettingen. Da ging ich zur Schule, da war ich daheim. Weil ich nichts anderes kannte. Wohl fühlte ich mich nicht. Die Unterschiede waren spürbar.
Die Haltestelle, an der ich aussteigen muss heisst wie das Museum. Die Architektur fügt sich harmonisch ins Landschaftsbild ein. Das erste wahrnehmbare Ausstellungsobjekt von Thomas Schütte befindet sich auf dem Dach des Gebäudes. Die Fremden, lautet sein Titel. Passt, denke ich. Heute fühle ich mich besonders fremd in der Stadt, in der ich geboren worden bin und in der meine Eltern heute noch leben. Vielleicht sind es die vielen Erinnerungen auf der Fahrt bis hierher. Erinnerungen, die ich diesmal laufend in Relation zu meinem jetzigen Leben setze. Wie war das damals wirklich und wie ist es heute? Was hatte ich für Vorstellungen, was für Werte? Woran habe ich damals geglaubt? Und glaube ich heute noch daran? Und immer wieder die Frage: Wo bin ich eigentlich daheim? 
Das Museum fühlt sich international an. Es könnte auch in Paris oder in einer anderen europäischen Stadt stehen. Das gefällt mir und deshalb besuche ich es oft. Da fühle ich mich wohl. Obwohl ich mich heute als Erstes gerade mal fast erschlagen fühle. Von den drei mächtigen Figuren des Künstlers, die zentral in der Mitte des grossen Raumes stehen. Überlebensgross. Sehr überlebensgross.
Geister und Krieger, Köpfe und Figuren. Im Katalog zur Ausstellung steht: «Es sind Aliens, Zombies, janusköpfige Gestalten, Freaks, neben die man sich in einer Bar nicht setzen wollte.» Stimmt. Doch nicht nur. Der grösste Raum ist voller Frauenfiguren aus Stahl, Metall, Aluminium und Keramik. Aluminiumfrau Nr. 17 zieht mich magisch an. Im Nacken ein japanisch anmutender Chignon, in den Haaren steckt eine Blume. Poliertes Aluminium. Man kann sich darin spiegeln. Ich setze mich, blättere im aufgelegten Katalog. Was ist das für ein Mann, der Krieger, Gnome, Geister und Fratzen modelliert und gleichzeitig Frauenkörper, die er, obwohl überlebensgross, mit grosser Zärtlichkeit erfasst? Die Ausstellung wartet Raum für Raum mit weiteren Überraschungen auf. Da hängen ein paar Aquarelle mit Blumen und augenzwinkernde, humorvolle Zeichnungen. Da gibt es eine gelbe Plastik, die wie eine Comicfigur aussieht und zuletzt die Frauenköpfe. Einige von ihnen auch aus Muranoglas. Schöne, stille Skulpturen sind das. Ich bin fasziniert von diesem Künstler und seinem Werk. Weil es das wahre Leben spiegelt. Weil es Zerrissenheit zeigt. Weil jeder von uns innerlich irgendwo zerrissen ist. Das tröstet mich. Und auf der Rückfahrt denke ich, dass es im Grunde genommen egal ist, was einem Heimat gibt und was nicht. Manchmal spürt man Heimat bei einem Menschen oder an einem Ort, manchmal in einer Ausstellung. Und manchmal fühlt man sich fremd. 

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Über Integration im Heimatland

Ein interessanter Artikel zum Thema Heimat und Integration:

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Schweiz–Italien, ein gelungenes Freundschaftsspiel





Danke und Grazie all meinen Freundinnen und Freunden! Dank euch habe ich einen warmen, lustigen und sehr herzlichen Geburtstagsabend verbracht. Das war Geborgenheit und Heimat.