Montag, 30. September 2013

Heimat kann auch ...

Zwangsheimat
Wahlheimat
Geburtsheimat
Passheimat
Bildungsheimat
Sprachheimat
Seelenheimat
Essensheimat
Sehnsuchtsheimat
Nichtheimat
sein.

Dienstag, 24. September 2013

Nein zum Ausländerstimmrecht


Erstaunt mich nicht. Was mich erstaunt und leicht befremdet, ist der Einstiegssatz und die Schlussfolgerung im gestrigen Zeitungsartikel zum Thema. Stimmbürger wollen Kontrolle, ob Ausländer tatsächlich integriert sind. Kann man Integration kontrollieren? Oder gar messen? Und was ist tatsächliche Integration? Ich lese interessiert weiter und erfahre ganz am Schluss: Viele Stimmende dürften sich ganz einfach gesagt haben: Wer mitreden will, der kann sich ja einbürgern lassen. So hat der Staat wenigstens eine gewisse Kontrolle darüber, dass Ausländerinnen und Ausländer auch wirklich integriert sind und unser politisches System kennen, wenn sie politische Rechte erhalten. Das wäre beim Ausländerstimmrecht nicht der Fall gewesen. Aha. Wenn man beim Einbürgerungsverfahren die Prüfung mit den Fragen zum politischen System erfolgreich besteht, ist man wirklich integriert. Interessanter Ansatz. Und ja, klar, beim kommunalen Ausländerstimmrecht würden die Ausländerinnen und Ausländer einfach so am Wochenende, weil man grad nichts Besseres zu tun weiss, ein bisschen an die Urne abstimmen gehen. Egal, ob sie kapiert haben, worum es geht. Und was, wenn einige es sogar kapieren? Eine Bedingung für das Stimmrecht war ja, dass man zehn Jahre in der Schweiz und drei Jahre in der Gemeinde wohnhaft sein muss. Zeit genug, vieles zu kapieren. Nein, Zürich und auch andere Kantone, die am vergangenen Wochenende über diese Vorlage abgestimmt haben, sind nicht ausländerfeindlich. Es geht nur um Kontrolle. Eines der ersten deutschsprachigen Wörter, die ich als Kind Anfang der sechziger Jahre in der Schweiz gelernt habe.

Sonntag, 15. September 2013

Wie in Manila



Vor einigen Jahren las ich einen Artikel über Manila. Das sei weltweit die Stadt, in der sich die Menschen am häufigsten SMS-Nachrichten schicken. Weiter las ich, dass diese Abertausende von Nachrichten, die dort täglich ausgetauscht werden, bloss aus einem lächelnden Smiley bestehen. Sonst nichts. Das bedeutet dann so viel wie: «Hey, ich habe grad in diesem Moment an dich gedacht!» Und die Person, die so eine Nachricht bekommt, lächelt zurück: «Hey, schön, dass du an mich gedacht hast!» Und so weiter und so fort. Faszinierend. Seit der Lektüre dieses Artikels ist einige Zeit vergangen. Die Faszination ist geblieben. Doch Zürich ist nicht Manila. Und das hat verschiedene Gründe. Wir denken nämlich, eine SMS-Nachricht müsse einen Sinn haben. Müsse sich lohnen. Schliesslich bezahlen diejenigen, die kein monatliches All-inclusive-Package abonniert haben, immer noch 20 Rappen pro Kurznachricht. Da will man bei 160 Zeichen inklusive Leerschläge effizient sein. Die Tage vergehen und man denkt hie und da an X, an Y und auch an Z. Doch man wartet. Bis man einen triftigen Grund für eine intelligente Nachricht von 160 Zeichen inklusive Leerschläge gefunden hat. Alles andere wäre emotional übertrieben. Und finanziell sowieso. Man denkt ja ständig an jemanden. Ich glaube aber, ein Lächeln auf das Gesicht eines anderen Menschen zu zaubern, ist unbezahlbar und macht immer Sinn. Und deshalb bin ich für mehr Empathie im Leben: Spread your love!

Donnerstag, 5. September 2013

Wer zuerst das Meer sieht, hat gewonnen



Noch ist Sommer und kein Herbst. Und so wandern die Gedanken in längst vergangene Sommer, in denen wir ans Meer fuhren. An Feldern, wilden Kaktusfeigen und Weiden vorbei. Darauf sonnten sich schwarze Büffel. «Da kommt die Mozzarella her, die echte», erklärten uns die Eltern. Ein Wunder – un miracolo. Wie konnten aus diesen mächtigen, schwarz befellten Tieren so hübsche, schneeweiss glänzende Mozzarellakugeln entstehen? Immer erwischte mich beim Vorbeifahren ein Büffel, der mir unverblümt und direkt in die Augen blickte. Pechschwarze Augen. Natürlich ass ich damals keine Mozzarella. Doch der Gedanke an ihre wundersame Entstehung faszinierte mich und trug mich weiter bis zur Wegkreuzung, an der mein Vater stets den gleichen Satz sagte: «Wer zuerst das Meer sieht, hat gewonnen!» Solange meine sechs Jahre ältere Schwester mitfuhr, gewann ich nie. Ich habe trotzdem mitgespielt und einfach gewartet, bis meine Schwester endlich rief: «Ich sehe es! Das Meer!» Ich aber hatte das Meer längst ... gerochen. Schon bei den Kaktusfeigen und den Büffeln. «Das zählt nicht!» rief meine Schwester aufgebracht, als ich es einmal sagte. «Man muss das Meer sehen.» Nein, muss man nicht. Man kann es auch riechen. Jederzeit und überall. Sogar in der Stadt. Auch in Zürich.