Ich lese in einem Buch, da wacht jemand in Montmartre auf und schon
springen meine Gedanken nach Paris. Da möchte ich wieder einmal hin. Am Freitag
in den TGV steigen, am Sonntagabend zurück. Bloss vier Stunden pro Weg. Ja, das
werde ich tun. Im Herbst, wenn es kühler wird. Ich blicke von meinem Buch auf.
Vor mir das Meer, die Palmen, eine leichte Brise auf der Haut. Meine Knochen
fühlen sich müde an. Dreimal Yoga zwischen gestern und heute war vielleicht
etwas zu viel. Ich nippe an meinem Papayasaft und merke erst jetzt, dass ich
eigentlich lesen wollte. Jemand wacht in Montmartre auf.
Das passiert mir oft. Dass ich abschweife, dass ich nicht in the present moment bin. Und dies,
nach unzähligen Meditationsübungen immer noch. Mein Geist ist immer in
Bewegung. Auch hier, an diesem Ort der Ruhe, der ideal wäre, um gerade das zu
üben. Die Achtsamkeit des Moments. Mein Lunch kommt: Gemüsecurry mit weissem
Reis. Ich versuche, jedes Gemüse einzeln zu benennen und die verschiedenen Gewürze
im Curry auf der Zunge zu schmecken. Achtsamkeit beim Essen. Es geht ganz gut,
bis zu dem Moment, in dem ich mich frage, ob es mir auch gelingen würde, die
Gemüsestücke so knackig hinzubekommen. Und als nächstes überlege ich mir, wo
man in Zürich so ein schmackhaftes Curry essen könnte. Meine Gedanken in Zürich
springen zu einer Freundin, die nun schon eine ganze Weile im Spital liegt. Wie
es ihr wohl geht? Ich versuche, aus den täglichen SMS-Kontakten so viel wie
möglich herauszulesen. War es richtig, in den Urlaub zu fahren? Davor war ich fast
jeden Tag bei ihr. Ich sehe mich von der Arbeit direkt in die Strassenbahn steigen
und zu ihr fahren. Dann wandern die Gedanken weiter an meinen Schreibtisch und
ich denke an all die Dinge, die noch bis Ende Jahr zu tun sind.
Jemand trägt meinen leeren Teller fort und ich merke erst jetzt, dass ich schon wieder nicht in der Gegenwart war. Doch genau hier, in dieser Gegenwart wollte ich sein. Darauf hatte ich mich gefreut. Zeit zu haben. Zeit für mich. Zeit ein Buch zu lesen. Aber es gelingt mir nicht. Ich stehe auf und gehe runter zum Strand. Dort starte ich einen weiteren Versuch.
Jemand trägt meinen leeren Teller fort und ich merke erst jetzt, dass ich schon wieder nicht in der Gegenwart war. Doch genau hier, in dieser Gegenwart wollte ich sein. Darauf hatte ich mich gefreut. Zeit zu haben. Zeit für mich. Zeit ein Buch zu lesen. Aber es gelingt mir nicht. Ich stehe auf und gehe runter zum Strand. Dort starte ich einen weiteren Versuch.