Sonntag, 14. Dezember 2014

Mich wundert nichts mehr

Gestern schrieb ich über Zufälle, die keine sind. Und damit ihr es mir glaubt – oder wohl besser, damit ich es mir in einem Jahr selber noch glaube – schreib ich den Zufall von heute auf. Dazu muss ich ein bisschen ausholen, weil man es sonst nicht versteht.
Am 15. November war ich in Einsiedeln zu einer Geschäftseröffnung eingeladen. Ich nutzte natürlich die Gelegenheit, um der wunderschönen barocken Klosterkirche wieder einmal einen Besuch abzustatten, aber auch um bei der Schwarzen Madonna eine persönliche Bitte zu deponieren. Notabene: Ich bin vor gut 20 Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten, denn ich betrachte mich als freier Mensch. Ich glaube an eine göttliche Quelle. Dies aber ohne eine bestimmte Zugehörigkeit manifestieren zu müssen. Deshalb habe ich absolut kein Problem, meine Bitten und meine Zwiesprache mit der Quelle in einem buddhistischen Tempel, in einer katholischen Kirche, im Anblick des Meeres oder vor einem hinduistischen Altar vorzutragen. Und selbstverständlich auch meinen Dank auszusprechen. Der Zufall wollte es, dass ich mich ausgerechnet zur lateinisch gesungenen Vesper, dem Abendgebet der Mönche, in der Kirche befand. Nach der Vesper spielte ein kleines Kammerorchester mit Harfenbesetzung ein paar barocke Musikstücke. Unter anderem den berühmten Kanon in D-Dur von Johann Pachelbel (1653-1706). Ich kannte ihn, hatte ihn aber schon seit vielen Jahren nicht mehr gehört. Und schon gar nie live mit Harfe. Das Ganze kam mir wie eine Inszenierung vor. Und ich mitten drin – im richtigen Moment, am richtigen Ort. An jenem Wochenende wollte ich mir unbedingt auf iTunes den Kanon holen, was ich dann aber aus mir unerklärlichen Gründen wieder vergass. Doch gestern, als ich den Post «Update» schrieb, kam mir das alles plötzlich wieder in den Sinn. Ich suchte mir auf Youtube das Stück und liess es beim Schreiben ein paar Mal im Hintergrund laufen. 
Und heute führte mich schliesslich mein Sonntagsspaziergang an den See, zum Schiffsteg. Dort, wo wie jedes Jahr am dritten Advent eines der Friedenslichter aus Bethlehem nach Zürich gebracht wird. Ich wusste nichts von der Veranstaltung, sonst hätte ich den See und die damit verbundene Menschenansammlung bestimmt gemieden. Ein Mikrofon kündete die Ankunft der sogenannten Arche an, ein mit Lichtern geschmücktes Holzboot. Das Friedenslicht wurde von einem Mädchen namens Chiara feierlich an Land getragen. Ich machte ein Foto und wollte schon wieder gehen, da ertönte aus den Lautsprechern der Kanon von Pachelbel. Live und auf Harfe gespielt.

Ihr kennt den Kanon bestimmt und ich habe auf Youtube keine schöne Version mit Harfe gefunden, dafür aber diese hier (Sreyas Krishnan Trance Remix). Enjoy!

Und übrigens: Danke von Herzen für die aufmunternden Worte und Gedanken zu meinem Entscheid, nicht nach Indien zu reisen!