Gestern
schrieb ich über Zufälle, die keine sind. Und damit ihr es mir glaubt – oder
wohl besser, damit ich es mir in einem Jahr selber noch glaube – schreib ich den
Zufall von heute auf. Dazu muss ich ein bisschen ausholen, weil man es sonst
nicht versteht.
Am
15. November war ich in Einsiedeln zu einer Geschäftseröffnung eingeladen. Ich
nutzte natürlich die Gelegenheit, um der wunderschönen barocken Klosterkirche wieder
einmal einen Besuch abzustatten, aber auch um bei der Schwarzen Madonna eine
persönliche Bitte zu deponieren. Notabene: Ich bin vor gut 20 Jahren aus der
katholischen Kirche ausgetreten, denn ich betrachte mich als freier Mensch. Ich
glaube an eine göttliche Quelle. Dies aber ohne eine bestimmte Zugehörigkeit
manifestieren zu müssen. Deshalb habe ich absolut kein Problem, meine Bitten und
meine Zwiesprache mit der Quelle in einem buddhistischen Tempel, in einer
katholischen Kirche, im Anblick des Meeres oder vor einem hinduistischen Altar
vorzutragen. Und selbstverständlich auch meinen Dank auszusprechen. Der Zufall
wollte es, dass ich mich ausgerechnet zur lateinisch gesungenen Vesper, dem
Abendgebet der Mönche, in der Kirche befand. Nach der Vesper spielte ein
kleines Kammerorchester mit Harfenbesetzung ein paar barocke Musikstücke. Unter
anderem den berühmten Kanon in D-Dur von Johann Pachelbel (1653-1706). Ich
kannte ihn, hatte ihn aber schon seit vielen Jahren nicht mehr gehört. Und schon
gar nie live mit Harfe. Das Ganze kam mir wie eine Inszenierung vor. Und ich mitten
drin – im richtigen Moment, am richtigen Ort. An
jenem Wochenende wollte ich mir unbedingt auf iTunes den Kanon holen, was ich
dann aber aus mir unerklärlichen Gründen wieder vergass. Doch gestern, als ich
den Post «Update» schrieb, kam mir das alles plötzlich wieder in den Sinn. Ich
suchte mir auf Youtube das Stück und liess es beim Schreiben ein paar Mal im
Hintergrund laufen.
Und heute führte mich schliesslich mein Sonntagsspaziergang
an den See, zum Schiffsteg. Dort, wo wie jedes Jahr am dritten Advent eines der
Friedenslichter aus Bethlehem nach Zürich gebracht wird. Ich wusste nichts von
der Veranstaltung, sonst hätte ich den See und die damit
verbundene Menschenansammlung bestimmt gemieden. Ein Mikrofon kündete die Ankunft der
sogenannten Arche an, ein mit Lichtern geschmücktes Holzboot. Das Friedenslicht
wurde von einem Mädchen namens Chiara feierlich an Land getragen. Ich machte
ein Foto und wollte schon wieder gehen, da ertönte aus den Lautsprechern der Kanon
von Pachelbel. Live und auf Harfe gespielt.
Ihr
kennt den Kanon bestimmt und ich habe auf Youtube keine schöne Version mit Harfe
gefunden, dafür aber diese hier (Sreyas Krishnan Trance Remix). Enjoy!
Und
übrigens: Danke von Herzen für die aufmunternden Worte und Gedanken zu meinem
Entscheid, nicht nach Indien zu reisen!